Angst vor der eigenen Courage: Die ARD versenkt ihren Thriller „Die vermisste Frau“ am Freitagabend. Dabei ist die Komödie mit Corinna Harfouch. Angst vor der eigenen Courage: Die ARD versenkt ihren Thriller „Die vermisste Frau“ am Freitagabend. Dabei ist die Komödie mit Corinna Harfouch, Ulrich Matthes. Junge Frau Vermisst - Polizei: Es Besteht Akute EigengefährdungCast & Crew Vor der Kamera: Corinna Harfouch als Karen Ulrich Matthes als Bruno Jörg Hartmann als Georg Lorna Ishema als Mona Felix Goeser als Arenz David Bredin als Hotte David Scheller als Benny Hinter der Kamera: Produktion: Letterbox Filmproduktion GmbH Drehbuch und Regie: Horst Sczerba Kamera: Hagen Bogdanski Produzentin: Sabine TimmermannKaren (Corinna Harfouch) will eigentlich Schluss machen. Der Abschiedsbrief ist geschrieben, der Revolver liegt gut in der Hand. ![]() Vermisstensuche In Schwarzenbach Am Wald: Vermisste 63-Jährige Ist Wieder DaIhr geht es nicht so prickelnd, und auch finanziell wäre das Ende eine gute Idee: Ihre kürzlich abgeschlossene Lebensversicherung garantiert ihrem Gatten Georg (Jörg Hartmann) eine Million Euro, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Gleiches gilt freilich in die andere Richtung. Aber sie schafft es nicht. Die Hemmschwelle ist zu groß, der Gedanke an das selbstzugefügte Ende zu grässlich. Frierend und durchnässt wird sie schließlich von Bruno (Ulrich Matthes) aufgelesen, der sie in ein Hotel bringt. Bruno ist ein charmanter Mann, charismatisch, nicht unsympathisch, aber gleichzeitig seltsam verschwiegen, sonderbar abwartend, nicht ganz geheuer. Das hat Gründe, wie wir rasch erfahren: Denn Bruno wurde eigentlich vom schwer verschuldeten Georg angeheuert, um Karen gewaltsam aus dem Weg zu schaffen. Die Million Euro würde einige seiner Probleme lösen – und zudem würde Karens Ableben den Weg zur trauten Zweisamkeit mit seiner neuen Flamme Mona (Lorna Ishema) freimachen. Aber Bruno führt die Tat nicht aus – ob aus Taktiererei oder aus ehrlicher Zuwendung zu Karen, das bleibt zunächst ziemlich ambivalent. ![]() Nun hat allerdings auch Karen ein gutes Motiv, um ihren Mann ein für allemal aus dem Genpool zu entfernen. Das heiter bis tödliche Intrigieren kann beginnen. Ist sicherlich einer der bizarrsten Filme, den die Degeto in jüngster Vergangenheit produzieren ließ – mitunter deshalb, weil er zwischen allen Genre-Stühlen steht: Die Geschichte ist so überdreht und mitunter klamaukig inszeniert, dass der Weg ins Komödiantische nie weit ist. Gleichzeitig folgt das Drehbuch mit seinen vielen, oft allzu bemühten Wendungen der Struktur eines Thrillers, während die Atmosphäre mit Motiven des Film noir kokettiert – und sich hier am meisten verhebt. Denn wenn Karen mit einer Knarre vor dem Spiegel steht und Robert DeNiros Are you talking to me aus nachspielt oder Regisseur Horst Sczerba die neo-noire Ästhetik von nachzubauen versucht, wird die Diskrepanz zwischen (wenn auch halb-ironisch gemeintem) Anspruch und Wirklichkeit dieses Films unangenehm deutlich. Die prominente Besetzung mit drei von Deutschlands talentiertesten Darstellern – Corinna Harfouch, Jörg Hartmann und Ulrich Matthes – verstärkt diesen Eindruck noch. Alle drei sind sie dafür bekannt, mit filigranem Gespür auch die feinsten Zwischentöne ihrer Figuren auszuloten, alle haben sie ein großes Talent für die Darstellung ethisch wie psychologisch ambivalenter Charaktere. «Die vermisste Frau» dagegen wirft ihnen zu plumpe Versatzstücke hin und kann sich nicht zwischen klamaukiger Auflockerung und ernsthafter Thriller-Erzählung entscheiden. Die Figurenführung bleibt oberflächlich, fahrig, intellektuell für dieses Ensemble deutlich unzureichend. Am Schluss bleibt ein ehrenwerter Versuch, einmal aus den narrativen Konventionen auszubrechen – doch die Beliebigkeit des Ergebnisses wie seine narrative Inkonsequenz ließen ihn leider scheitern. Das Erste zeigt «Die vermisste Frau» am Freitag, den 2. Februar um 20.15 Uhr.
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April 2019
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