Hier treffen Welten aufeinander. Krusenstern braucht es akkurat, Schlips und Kragen, feste Zeiten, Stift und Papier, klare Anweisungen, einen Sitzplatz auf einem Stuhl. Die anderen verkörpern die moderne Jobwelt: lässige Kleidung, Essen während Meetings, sie fläzen auf der Couch. ![]() Gerade noch war Adam Leiter der Entwicklungsabteilung seiner Firma. Nach der Übernahme durch einen Global Player scheint das nicht mehr zu gelten. Jetzt ist die Rede. Insbesondere der Praktikant ist das fleischgewordene Gegenteil Krusensterns. Die Angestellten der übernommenen Firma sind mir nichts, dir nichts gefeuert worden. Dafür hat der Global Player mit allerhand Tricks gearbeitet. Die Firma Dankt Lutz HübnerUnd wenn sie gegen die Kündigung klagen? «Die Prozesskosten sind ja viel geringer, als wenn wir über Wochen und Monate die Abschiedstoleranz unser Mitarbeiter challengen», sagt Personaler John mit perfidem Grinsen. Überhaupt ist Denglisch die dominierende Sprache. Das Spiel zwischen Krusenstern und der New-Business-Fraktion ist einerseits urkomisch. Auf der anderen Seite bleibt dem Zuschauer bei manchen Sprüchen in den sehr pointierten Wortwechseln das Lachen im Halse stecken. Regisseur Paul Harather hat als Szenerie ein prunkvolles Schloss ausgewählt. ![]() An den Wänden prangt ein überdimensionales Schwein. Im Kühlschrank liegt eine Geige. Im Garten wird gegolft oder mit Pfeil und Bogen geschossen. Ist diese neue Arbeitswelt ein groteskes Spiel? Eine Show mit Märchenfiguren und Musik-Darbietung, in der Anzugträger wie Krusenstern völlig fehl am Platz wirken? Von den Folgen bleiben auch die Abgesandten des internationalen Konsortiums nicht verschont. Nach kurzem Schlucken lächeln sie die Kündigung weg. Denn was hatte John Krusenstern zu Beginn gefragt: «Haben Sie auch das Gefühl, dass Sie austauschbar sein könnten?». Die Firma Dankt HübnerMehr zum Film Regisseur Paul Harather arbeitet mit Lust an sarkastischer Zuspitzung und gibt Szenen und Bildern immer mehr surreale Anmutungen mit, die mitnehmen in Adams Empfinden, sich mitten in einem Alptraum zu befinden, den er nicht mehr steuern kann. Paul Harather adaptierte mit 'Die Firma dankt' das vielgespielte Bühnenstück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, bereits seine zweite Adaption eines Stücks der beiden nach 'Blütenträume' von 2016. Sein Ensemble wird angeführt von Thomas Heinze in der Rolle des Adam Krusenstern, den Ludwig Trepte, Fabian Hinrichs, Nora Waldstätten und Gloria Endres de Oliveira als Repräsentanten der neuen Arbeitswelt einer Prüfung unterziehen – und die doch fast alle den Bedingungen genauso hilflos ausgeliefert sind.
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April 2019
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